DEDeutsch Text
Ein Toolkit zu intersektionaler transformativer Gerechtigkeit jenseits von Gefängnis und Polizei
Melanie Brazzell & Nadija Samour (Herausgeberin und Co-Autorin) feiern die Veröffentlichung des „Was macht uns wirklich sicher?“ Toolkits. Dieses Toolkit stellt das Sicherheitsversprechen des Staates im Falle von sexualisierter- und Partner_innengewalt in Frage, weil Techniken wie Polizei, Gefängnis und Grenzen Gewalt (re)produzieren anstatt sie zu beenden. Sie werden das Toolkit und die verschiedenen Beiträge von vielen Berliner Organisationen und Aktivist*innen vorstellen (u.a. LesMigraS, Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt – KOP, Hydra e.V.).
Dabei werden sie der Frage nachgehen, wie vermeintlich gut gemeinte Ansätze zur Bekämpfung von sexualisierter Gewalt so schief laufen und für Rassismus instrumentalisiert werden können? Das Toolkit stellt heraus, dass wir zwischenmenschliche Gewalt in Verquickung mit staatlicher Gewalt verstehen müssen, um sie angemessen aufzuarbeiten und zu bekämpfen. Um dies zu erreichen, schlägt das Toolkit einen Ansatz intersektionaler transformativer Gerechtigkeit vor: Es besteht aus verschiedenen Experimenten von community-basiertem Umgang mit zwischenmenschlicher Gewalt – vor allem sexualisierter und Partner_innen-Gewalt – jenseits vom Staat und dessen Straflogik.
Wenn uns Polizei und andere Sicherheitsinstitutionen wie Grenzen und Gefängnisse keine wirkliche Sicherheit geben können, sondern das Gegenteil bewirken, also Unsicherheit verbreiten, welche Möglichkeiten gibt es dann? Wie können wir selbst Sicherheit schaffen und den Begriff ‚Sicherheit‘ für uns zurücknehmen?
Zu der Veranstaltung sind alle eingeladen, ihre kreativen, sci-fi Visionen von echter Sicherheit zu teilen, um eine Zukunft ohne Gewalt und Betrafung zu entwerfen. Es wird eine kleine Kunstaktion vor und während der Lesung geben.
Teilt euere Ideen mit uns:
- was uns #WirklichSicher #ReallySafe macht!
- edition-assemblage.de/was-kann-uns-wirklich-sicher-machen
- twitter.com/WhatMakesUsSafe
- facebook.com/transformativejusticekollektiv
- whatreallymakesussafe.com
Melanie Brazzell initiierte und entwickelte das Multimediaprojekt „Was macht uns wirklich sicher?“. Das Projekt beinhaltet Interviews mit Aktivisten und eine begleitende Internetseite, sowie Workshops, Universitätsseminare, öffentliche Veranstaltungen, ein Ausstellung, und das Toolkit. Inspiriert vom visionären Aktivismus der community accountability (kollektive Verantwortungsübernahme) & transformative justice (transformative Gerechtigkeit) Bewegung aus den U.S., machte Melanie über fünfzehn Jahre lang community-basierte Anti-Gewalt Organizing und hat das Transformative Justice Kollektiv Berlin mitbegründet. Derzeit erkundet sie partizipatorische Forschung als Werkzeug für soziale Bewegungen im Rahmen eines PhDs an der University of California Santa Barbara.
Nadija Samour schmiedet Pläne gegen Gefängnisse. Sie überlegt manchmal alleine am Schreibtisch für ihre Dissertation zum Thema „Incarceration in settler-colonialist contexts“, manchmal als Strafverteidigerin für Gefangene, oder manchmal zusammen mit anderen sie Genoss_innen, um eine Welt zu erschaffen, die keine Kerkersysteme mehr braucht. Auf dem Weg dahin lässt sie sich von antikapitalistischen und antikolonialistischen Kämpfen inspirieren. Sie ist überzeugt davon: niemand ist frei, wenn nicht alle frei sind.
ENEnglish Text
Melanie Brazzell initiated and designed the “What really makes us safe?” research project, which includes interviews with activists and an accompanying website, as well as workshops, university seminars, public events, an exhibition and a toolkit. Inspired by the visionary work of the community accountability and transformative justice movement, she has done community-based anti-violence organizing for over 15 years and co-founded the Transformative Justice Kollektiv in Berlin. Currently, she is exploring participatory action research as a movement building tool as a graduate student in sociology at the university of California, Santa Barbara.
Nadija Samour plots against prisons, sometimes alone at her desk for her dissertation on “incarceration in settler-colonialist contexts”, sometimes as a criminal defense lawyer for prisoners, and sometimes together with comrades, in order to create a world that no longer needs cages. Along the way, she let’s herself be inspired by anticapitalist and anticolonial struggles. She is convinced of at least one thing: no one is free until everyone is free.